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HILFERUF eines Unternehmers, Optikers und Brillenmachers

HILFERUF eines Unternehmers, Optikers und Brillenmachers +++ Teilen erwünscht !!!

Dieser offene Brief betrifft ebenfalls die Landesinnung für Augenoptiker, den Zentralverband der Augenoptiker, die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer und alle Optikerinnen und Optiker in Bayern und Deutschland.

Kinsau am Freitag, den 20.03.2020

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Markus Söder,

Sehr geehrter Herr Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger,

Sehr geehrte Damen und Herren im Bayerischen Wirtschaftsministerium,

wir wenden uns als mittelständisches Unternehmen der Optik-Branche, Brillenmanufaktur und Optik-Läden mit Sitz in Bayern, an Sie.

Wegen Corvid-19 wurde am 16. März der bayernweite Katastrophenfall ausgerufen, am heutigen Tag wurden Ausgangsbeschränkungen beschlossen, die sicher bald vom Bund oder weiteren Bundesländern übernommen werden.

Das soziale Leben kommt mehr und mehr zum erliegen. Das Gesundheitsministerium ruft unter dem #WirBleibenZuhause die Menschen dazu auf, ihre Wohnungen nur im Notfall zu verlassen.

Wir unterstützen diese Maßnahmen in vollem Umfang und möchten unseren Teil dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Zudem sehen wir unsere Mitverantwortung als Teil der systemrelevanten Gesundheitsversorgung und möchten den Menschen auch weiterhin helfen.Viele Geschäfte sollen oder müssen schließen, Augenoptik- und Hörakustikbetriebe fallen in Bayern jedoch unter die Ausnahmegenehmigung und „dürfen“ weiterhin geöffnet bleiben.

Sicherlich können Sie sich vorstellen, dass kaum ein Kunde freiwillig in der jetzigen Situation einen Sehtest machen möchte, Kontaktlinsen anpassen lässt oder eine neue Brille kauft.

Würden Sie das tun?

Diese Situation ist für uns ein großes Problem! Kurzum, wir verzeichnen einen unverschuldeten Umsatzrückgang von nahezu 100% innerhalb weniger Tage.

Von dieser Ausnahmegenehmigung und dem damit einhergehenden Problem sind alle Optiker in Bayern und Deutschland betroffen.

Das hat Auswirkungen auf die gesamte Augenoptik-Branche.Bislang sind wir ein gesundes und solventes Unternehmen, das seit fast 30 Jahren in Bayern angesiedelt ist.

Wir produzieren vor Ort und expandieren seit 2015 stetig.

Wir stärken die Region Landsberg/Weilheim-Schongau/Ammersee durch Steuerzahlungen und sichere Arbeitsplätze.

Wir erhalten ein nahezu ausgestorbenes und schützenswertes Handwerk, nämlich das des Brillenmachers, durch Eigeninitiative am Leben.

Zudem planen wir sogar eine eigene Akademie, damit diese Handwerkskunst auch in Zukunft in Deutschland nicht in Vergessenheit gerät.

Unsere Brillenmanufaktur umfasst einen stabilen Maschinenpark, der weder finanziert, noch verschuldet ist. Mit unserer Arbeit bieten wir der Optik-Branche ein Qualitätsprodukt Made in Bayern/Germany.

Um Ihnen das Ausmaß der bevorstehenden Einbrüche in der Optik-Branche und folglich auch der Augen-Gesundheitsversorgung zu verdeutlichen, möchten wir Ihnen einige Zahlen aus dem Jahr 2018 nennen.

Die deutsche Augenoptik-Branche erwirtschaftete stationär mit 11.630 augenoptischen Fachbetrieben sowie online einen Gesamtumsatz von 6,26 Milliarden Euro. Die Branche zählte inklusive den Geschäftsinhabern geschätzt 48.400 Beschäftigte und 7.200 Auszubildende.

Nun stehen vermutlich die meisten dieser Menschen unsicheren Zeiten wenn nicht sogar dem wirtschaftlichen Ruin entgegen. In den gängigen Optiker-Foren herrscht völlige Unklarheit bezüglich der Regelungen und nun angebrachten Verhaltensweisen.

Wir Optiker werden zur systemrelevanten Gesundheitsversorgung gezählt und bieten unseren Kundinnen und Kunden Dienstleistungen in diesem Bereich an.

Das sind u.a. Refraktion, Kontaktlinsenanpassung, Beratung oder Sehtests. Viele dieser Leistungen werden als kostenloser oder selbstkostendeckender Service angeboten. Wir Optiker leben also nicht von diesen Serviceleistungen, sondern vom Brillenverkauf und der findet derzeit faktisch nicht statt.

Bestimmt können wir allgemein für die Optiker sprechen, wenn wir sagen:

Wir helfen gerne in dieser Krisensituation (immer mehr Optiker richten Notdienste ein), aber fühlen uns vom Staat alleine gelassen, denn uns fehlt die wirtschaftliche Grundlage.

Erkennen Sie die missliche Lage, in der sich die gesamte Branche befindet?

Die Realität sieht nicht gut aus. Es ist Ihnen hoffentlich bewusst, dass die Soforthilfe von maximal 30.000 Euro bei einer Unternehmensstärke von 50 – 250 Mitarbeitern nicht annähernd die Personal- und Fixkosten deckt. Man käme mit diesem Betrag schätzungsweise 3 – 4 Tage über die Runden. Diese Rechnung verhält sich bei kleineren Betrieben ähnlich.

Natürlich ist eine Soforthilfe und schnelles Handeln Ihrerseits der richtige Ansatz, nur eben der bekannte Tropfen auf den heißen Stein. Es bleiben uns somit nur sehr begrenzte Möglichkeiten.

Betrachten wir einmal unsere Alternativen etwas näher:

Zum Einen wäre da die Kurzarbeit.

Dieses Modell gibt es bereits seit Jahr- zehnten, hier wurden lediglich Wege verkürzt.

Zum Anderen gäbe es die Möglichkeit der Unterstützung durch die Kreditaufnahme beispielsweise bei einer Förderbank. Auch die Aufnahme eines Kredits ist kein neu entdecktes Wundermittel in der Krise.

Schon in den letzten Jahren war der Kreditzins niedrig und attraktiv. Wir ließen uns seitens der Bank beraten und bekämen wahrscheinlich nicht den angekündigten Leitzins von 0%. Noch immer kann unsere Hausbank keine verbindliche Aussage über mögliche Konditionen tätigen. Und zu guter letzt ließ uns das zuständige Finanzamt bisher im Unklaren, wie eine angekündigte Steuerstundung abgewickelt werden kann. Selbstverständlich nutzen wir alle, die im Netz vorhandenen Formulare zur Beantragung, aber das weitere Procedere ist bisher noch ungewiss.

Wir appellieren im Namen der deutschen Augenoptik-Branche an Sie sowie die zuständigen Verbände und Behörden. Schaffen Sie einheitliche Regelungen, präsentieren Sie zeitnahe Lösungen, treffen Sie verbindliche Aussagen. Erklären Sie konkret, was Sie wirklich unter dem Bayerischen Schutzschirm verstehen, denn Lippenbekenntnisse wie „Niemand wird alleine gelassen!“, helfen uns kaum weiter.

Herr Aiwanger, Sie sagten „Mit diesem Gesamtpaket zeigen wir unsere Entschlossenheit, möglichst viele Unternehmen zu retten. Ziel ist es, die Liquidität der Firmen, die Kernsubstanz unserer Wirtschaft und so viele Arbeitsplätze wie möglich über die Krise zu retten.“

Damit die Augenoptik-Branche diese Krise überlebt, ist viel mehr nötig.

Wir bitten Sie, tun Sie schnell etwas, das zum Überleben unserer Branche beiträgt.

Stehen Sie zu Ihrem Wort, speziell dann, wenn die Ausgangssperre sowie weitere massive (soziale) Einschränkungen länger anhalten als angekündigt.

Hochachtungsvoll,

Dieter Funk

Brillenmacher aus Leidenschaft





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